Intensivmedizin up2date 2025; 21(01): 3
DOI: 10.1055/a-2523-4600
Studienreferate

In-Bed-Cycle-Ergometrie: Benefit für beatmete Intensivpatient*innen?

Contributor(s):
Elke Ruchalla
Kho ME. et al.
Early In-Bed Cycle Ergometry in Mechanically Ventilated Patients.

NEJM Evid 2024;
DOI: 10.1056/EVIDoa2400137
 

Eine zeitweise intensivpflichtige Erkrankung mit Indikation zur mechanischen Beatmung geht nach der Entlassung meist mit erheblichen Funktionseinschränkungen und Multimorbidität einher. Da eine frühzeitige In-Bed-Cycle-Ergometrie im Bett in Ergänzung der üblichen Physiotherapie die erworbenen körperlichen Funktionsbeeinträchtigungen abmildern könnte, haben Kho et al. nun eine Beobachtungsstudie zum Thema durchgeführt.


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Ein Großteil der zeitweise mechanisch beatmeten Intensivpatient*innen leidet nach der Entlassung an teils erheblichen funktionellen Beeinträchtigungen, die nicht selten zu einer multidimensionalen Morbidität führen können. Kho und Kollegium wollten in diesem Kontext untersuchen, ob eine frühzeitige In-Bed-Cycle-Ergometrie bei mechanisch beatmeten Patient*innen die körperliche Funktionsfähigkeit im direkten Vergleich zur alleinigen üblichen Physiotherapie verbessern könnte, und haben eine klinische Studie zum Thema durchgeführt.

Für diese internationale, multizentrische und randomisierte klinische Studie rekrutierte die Forschungsgruppe insgesamt 360 erwachsene und invasiv mechanisch beatmete Intensivpatient*innen und teilten sie nach dem Zufallsprinzip einer von 2 Studiengruppen zu. 178 von ihnen erhielten dann eine 30-minütige frühzeitige In-Bed-Cycle-Ergometrie als Ergänzung der üblichen Physiotherapie und 182 die übliche Physiotherapie als alleinige Behandlung.

Als primären klinischen Endpunkt definierten die Autor*innen das Ergebnis des Physical Function ICU Test Scores (PFIT-s) 3 Tage nach der Entlassung aus der Intensivstation. Dieser Wert lag dabei zwischen 0 und 10, wobei höhere Werte mit einer besseren Funktionsfähigkeit in Verbindung standen.

Verbesserte Funktionsfähigkeit

Teilnehmenden Personen waren durchschnittlich 61 Jahre alt mit einem Frauenanteil – je nach Studiengruppe – zwischen 42 und 44%. Mit über 89% lagen die meisten beatmeten Patient*innen auf der internistischen Intensivstation. Jeweils über 10% pro Gruppe wurden auf der chirurgischen Intensivstation behandelt. Der Anteil der Patient*innen mit Sepsis konnte auf 13,5 und 12,1% berechnet werden.

In der Gruppe mit Physiotherapie und Ergometrie erhielten die Patient*innen im Median 2 Tage nach Beginn der mechanischen Beatmung durchschnittlich 3 Sitzungen von jeweils gut 27 Minuten. Beim Zeitpunkt des Beginns der Behandlung gab es keinen nennenswerten Gruppenunterschied. Im Hinblick auf den primären Endpunkt zeigte sich nur eine minimale und statistisch nicht signifikante Differenz von 0,2 Punkten mit gleicher Standardabweichung beim PFIT-s zugunsten der Gruppe mit Kombinationstherapie. Schließlich kam es in keiner der beiden Gruppen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.

Kho und Kollegium ziehen daher das Fazit, dass die Ergänzung der üblichen Physiotherapie durch frühes Fahrradfahren im Bett tendenziell positive Effekte auf das Funktionsniveau nach der Entlassung aus der Intensivstation haben könnte. Aufgrund diverser Limitierungen dieser Untersuchung und bleibender offener Fragen halten die Autor*innen dennoch weitere Studien für wünschenswert.

Fazit

In dieser Studie konnte eine frühzeitige In-Bed-Cycle-Ergometrie in Kombination mit der standardmäßigen Physiotherapie die spätere Funktionsfähigkeit beatmungspflichtiger Patient*innen nachweislich verbessern. Die Autor*innen halten dennoch weitere Studien für erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen und die optimale Implementierung dieser Intervention besser bewerten zu können.

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Abb. 1 Quelle: © Julien/stock.adobe.com

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Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim


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Korrespondenzadresse

Dr. Elke Ruchalla
Bad Dürrheim

Publication History

Article published online:
05 March 2025

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