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DOI: 10.1055/a-2490-1731
Repositionsverlust bei kleinen ulnopalmaren Fragmenten nach palmarer, winkelstabiler Plattenosteosynthese
Small volar fragment in the lunate fossa leads to volar tilt loss after volar plate fixation for AO/OTA type-C distal radius fracture.
Hand Surg Rehabil 2024;
43: 101674
DOI: 10.1016/j.hansur.2024.101674
Die Stabilisierung kleiner Fragmente bei vollständig artikulären distalen Radiusfrakturen mittels einer winkelstabilen palmaren Platte ist technisch anspruchsvoll. Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer Ausheilung in Fehlstellung mit Verlust der palmaren Inklination und der Größe des palmaren Fagmentes bei Frakturen des Typs C gemäß AO/OTA-Klassifikation (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen/Orthopaedic Trauma Association)?
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Dieser und weiteren Fragen ging ein Forscherteam aus der Republik Korea nach. Die Wissenschaftler wollten klären, welche prä- und unmittelbar postoperativ radiologisch objektivierbaren Faktoren für einen späteren Verlust der palmaren Inklination prädisponieren. Hierzu analysierten sie die Daten von 163 Erwachsenen, die sich zwischen 2014 und 2022 aufgrund einer distalen Radiusfraktur AO/OTA Typ C einer palmaren Plattenosteosynthese unterzogen hatten und anschließend mindestens ein Jahr lang nachbeobachtet worden waren. Personen mit offenen, pathologischen oder zusätzlichen Frakturen schlossen sie von der Analyse aus. Als Teardrop-Fragment wurde ein mögliches (ulno)palmares Kantenfragment definiert. Bei alle Patienten wurde vor der Operation eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Anhand der CT-Aufnahmen objektivierten die Forschender folgende Parameter: den sogenannten Teardrop-Winkel (Neigung der Gelenkfläche des Teardrop-Fragmentes zur Radiusschaftachse, die anterior-posteriore Länge des palmaren Fragments in der Fossa lunata und der Fossa scaphoidea sowie die Höhe des palmaren Fragments. Zusätzlich erhoben sie an der unmittelbar postoperativ angefertigten konventionellen Röntgenaufnahmen folgende Parameter: Die radiale Inklination und Höhe, die Ulnarvarianz, die Verschiebung des Os capitatum zur Radiusschaftachse, die Distanz zwischen der distalsten Schraube und der Gelenkfläche sowie die palmare Inklination.
Ergebnisse
Die Studienpatienten waren im Schnitt 61,3 (39–70) Jahre alt und waren über durchschnittlich 23,2 (13–38) Monate nachbeobachtet worden. Einen Repositionsverlust erlitten 13 Personen: In 12 Fällen trat ein Verlust der Palmarneigung um mehr als 10 Grad auf und in einem Fall zeigte sich auf der im Zuge der ambulanten postoperativen Kontrolle angefertigten Röntgenaufnahme eine Dislokation des palmaren Fragments. In der univariaten Analyse korrelierten 6 Parameter signifikant mit dem postoperativen Verlust der palmaren Inklination: präoperativ die Länge des palmaren Fragments in der Fossa lunata und der Teardrop-Winkel sowie die unmittelbar postoperativ bestimmten Werte für die radiale Inklination, die radiale Länge, die Verschiebung des Os capitatum und die palmare Inklination. Die multivariate Regressionsanalyse mit Berücksichtigung dieser 6 Parameter ergab: Das Risiko für einen im Verlauf aufgetretenen Verlust der Palmarneigung nahm mit zunehmender Verschiebung des Os capitatum nach dorsal sowie mit abnehmender palmarer Inklination auf den unmittelbar postoperativ angefertigten Röntgenaufnahmen zu. Ein höheres Risiko für eine dorsale Fehlstellung hatten ferner Patienten mit geringerer anterior-posteriorer Länge des palmaren Fragments in der Fossa lunata in der präoperativen CT. Mithilfe der ROC (engl. Receiver Operating Characteristic)-Kurve bestimmten die Forscher abschließend Grenzwerte für das Risiko eines Repositionsverlustes für verschiedene radiologische Parameter. Für die anterior-posteriore Fragmentlänge in der Fossa lunata ergab sich hierbei ein Grenzwert von 6,5 mm (Sensitivität 92,5%, Spezifität 64,7%), für den Teardrop-Winkel ein Grenzwert von 37,2 Grad (Sensitivität 74,0%, Spezifität 76,5%), für die postoperative Palmarneigung in der Fossa lunata ein Grenzwert von 13,7 Grad (Sensitivität 58,8%, Spezifität 74,7%) und für die radiale Höhe ein Grenzwert von 11,7 mm (Sensitivität 88,2%, Spezifität 47,9%).
Die Autoren schlussfolgern: Das höchste Risiko für einen Verlust der Plamarneigung nach palmarer Plattenosteosynthese einer artikulären distalen Radiusfraktur besteht bei kleinen palmaren Fragmenten in der Fossa lunata mit präoperativ gemessener anterior-posteriorer Länge < 6,5 mm. Solche Fragmente sollten zusätzlich fixiert werden, raten sie. Ein kleiner präoperativer Teardrop-Winkel und eine geringe Palmarneigung unmittelbar postoperativ begünstigen ebenfalls eine Ausheilung mit dorsaler Fehlstellung.
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Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
04 February 2025
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