Dtsch Med Wochenschr 1985; 110(4): 137-140
DOI: 10.1055/s-2008-1068787
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergiftungen als Suizidmittel von Kindern und Jugendlichen

Suicide by poisoning in children and juvenilesS. Okonek, R. Ahr, M. Rohmann, H. Stopfkuchen, E. Einsiedel
  • Beratungsstelle bei Vergiftungen, II. Medizinische Klinik und Poliklinik sowie Kinderklinik der Universität Mainz
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Fallzahlen der Suizide von Kindern und Jugendlichen sind in den letzten 5 Jahren in der Bundesrepublik gleich geblieben oder sogar geringfügig abgesunken. Dies korreliert mit der Stagnation bzw. der leichten Reduktion der Bevölkerung der bis 20jährigen in diesem Zeitraum. Ein Vergleich mit den Todesfällen durch Suizid in Preußen (1894 bis 1897) ergibt, daß Selbstmord bei Kindern und Jugendlichen in unserer heutigen Zeit nicht häufiger ist als vor nahezu 100 Jahren. Erhängen und Ersticken sind die häufigsten Suizidmittel. Vergiftungen stehen an zweiter Stelle; es folgen Hinabstürzen, Erschießen, Ertränken und Erstechen. Ursache des Suizidversuchs ist zumeist eine gestörte Partnerbeziehung. Der akute Streit mit den Eltern dominiert. Psychopathologische Hintergründe sind abnorme Erlebnisreaktionen und abnorme Konfliktreaktionen; demgegenüber sind Neurosen und Psychosen oder infantile Trotzreaktionen sehr viel seltener.

Abstract

The number of suicides by children and juveniles has remained similar or even slightly reduced in the last 5 years. This correlates with the constancy or slight reduction in the number of the under-20-years population over this period. Comparison with deaths due to suicide in Prussia (1894-1897) indicates that suicide in children and juveniles is not more common today than it was nearly a hundred years ago. Hanging and suffocation are the most frequent means, followed by poisoning. Less common are jumping from a height, shooting, drowning or stabbing. Cause of the suicide attempt is usually a disturbed relationship to a partner. Acute quarrel with parents dominates. The psychopathological background is abnormal reactions to experience and abnormal reactions to conflict. Neurosis and psychosis or infantile reactions are much less common.