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DOI: 10.1055/s-0028-1129699
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Unsere Erfahrungen mit Octinum (Knoll)
Publication History
Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung
Zur Beurteilung des Mittels ist zu sagen, daß es über eine ansehnliche Indikationsbreite verfügt, primäre Spasmen des Verdauungstrakts, der Gallenblase und der Gallenwege, der abführenden Harnwege, aber auch sekundäre Spasmen mindestens für Stunden zu lindern, zum Teil auch vollständig zu beheben vermag und imstande ist, auch einen starken Kolikanfall zu kupieren. Es wurde von allen Patienten gerne genommen und von weitaus der Mehrzahl unserer Fälle gut vertragen. Es hat den Vorzug, kein Opiat zu sein, ohne in vielen Fällen hinter der Wirkung eines Opiats zurückzustehen. Gleich Atropin und Papaverin schwächt Octinum den Tonus und die Bewegung der glatten Muskulatur, ohne aber die Tätigkeit der Drüsen wesentlich zu beeinflussen. Nach bisher erschienenen Arbeiten steigert es gleich Atropin den arteriellen Blutdruck und erweitert die kleinen Hautgefäße, sicherlich aber auch in geringerem Maße als Atropin, sonst hätten mehrere Patienten über Wärmegefühl oder andere bei Atropin häufige Nebenerscheinungen geklagt. Nie hörten wir z. B. Klagen über Trockenheitsgefühl im Mund. Dabei ist die Toxizität von Atropin und Papaverin wesentlich größer als die des Octinums, sodaß bei ersteren nach längerer Verabreichung fast regelmäßig unangenehme Folgeerscheinungen aufzutreten pflegen, während wir an einigen Fällen beobachten konnten, daß sich die Verträglichkeit des Octinums bei Dauerverordnung eher besserte als verschlechterte, ohne daß seine Wirkung nachließ. Es ist selbstverständlich, daß ein Spasmolytikum nur Spasmen beeinflussen kann, ohne auf organische oder anatomische Veränderungen zu wirken, wodurch sich auch bei einigen unserer Fälle die Wirkungslosigkeit des Octinums erklären läßt. Trotzdem kann Octinum auch in Fällen, bei denen organische Veränderungen die Ursache zu Spasmen bilden, auf Zeit schmerzlindernd wirken. Es würden natürlich z. B. Spasmen bei einer Zystitis im Verlauf der Heilung der Zystitis von selbst verschwinden, Octinum kann aber diese Beschwerden augenblicklich für einige Zeit ganz beheben. Wir können somit das Octinum dem Atropin oder Papaverin in seiner Wirkung gleichstellen, ohne die Begleiterscheinungen und Folgen der beiden zuletzt genannten Mittel in Kauf nehmen zu müssen.