Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(35): 1287-1291
DOI: 10.1055/s-0028-1119842
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Gefahren der Novocainallergie1

Hans Ott, Hansjörg Netolitzky
  • Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. Bennhold)
1 Vgl. die Arbeiten: Lullmann, R. u. Mitarb., ds. Jhrg. Nr. 26, S. 1007; Bäker, A., ds. Jhrg., Nr. 33/34, S. 1219.
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Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

An Hand von 6 eigenen Beobachtungen werden Schäden besprochen, die durch eine Novocainallergie entstanden sind. Besonders hervorgehoben wird ein Todesfall nach i.v. Causatinjektion.

Um die geschilderten Novocaingefahren zu vermeiden, wird eine vorausgehende Prüfung mit einer intrakutanen Hautquaddel dann gefordert, wenn Novocain in der Nähe lebenswichtiger Organe oder intravenös angewendet werden soll, also vor einer Lumbalanästhesie, Paravertebralanästhesie, Anästhesie in der Gegend des Schlundes und Kehlkopfs und in der Tiefe des Körpers. Diese Prüfung soll auch die schweren plötzlichen Novocainzwischenfälle zu vermeiden helfen, die zwar nicht als reine allergische Reaktionen aufgefaßt werden können, bei welchen die Mitwirkung eines allergisch-anaphylaktischen Mechanismus aber möglich ist.

Die Novocainschäden sind glücklicherweise selten. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß bei zunehmender Anwendung von Novocain auch die Heilmittelallergie zunimmt. Deshalb wird empfohlen, Novocainzusätze zu Medikamentenkombinationen auf das absolut notwendige Maß zu beschränken und deutlich kenntlich zu machen.

Was für Novocain als Gefahrenursache gilt, trifft natürlich für das identische Procain, die chemisch Verwandten wie Oxyprocain, Larocain, Tutocain, Pantocain usw., und andere Lokalanästhetika wie Percain und Xylocain prinzipiell auch zu.