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DOI: 10.1055/a-2580-7969
Kommentar zu „S. aureus – Kolonisationsort und Bakterienlast: Risikofaktoren für postoperative Wund- und Blutstrominfektionen“

Die Prävention postoperativer Wundinfektionen ist aufgrund der Häufigkeit dieser nosokomialen Infektion, einhergehend mit teilweise schwerwiegenden Beeinträchtigungen des postoperativen Heilungsverlaufs, ein wichtiges Präventionsziel.
Bei der postoperativen Wundinfektion stellt der endogene Keimeintrag den häufigsten Infektionsweg dar, der Patient das häufigste Erregerreservoir. Der endogene Infektionsweg ist nicht vollständig zu verhindern, kann jedoch durch prä- und perioperative Maßnahmen beeinflusst werden. Die KRINKO empfiehlt 2018 in „Prävention postoperativer Wundinfektionen“ [1] die präoperative Dekolonistion der Patienten bei kardiochirurgischen und orthopädischen Operationen mit nasaler S. aureus Kolonisation, wie auch bei anderen Operationen mit hohem Anteil von SSI durch S. aureus bei S. aureus Trägern. Hierzu sind zahlreiche Studien vorhanden.
In dem großen Patientenkollektiv der vorliegenden Studie konnte die Bedeutung der präoperativen nasalen S. aureus-Kolonisation als unabhängiger Risikofaktor, eine postoperative Wundinfektion/Blutstrominfektion mit S. aureus zu erlangen, gezeigt werden.
Auch die Bakterienlast und die Anzahl der besiedelten Körperregionen stellen wichtige Prädiktoren zum Abschätzen des Risikos für eine SSI/BSI dar. Allerdings ist ein routinemäßiges Screening aller Patienten kostspielig und schwer zu organisieren, zumal der optimale Zeitpunkt vor der eigentlichen OP umstritten bleibt.
In der vorliegenden Studie betrug die Prävalenz der S. aureus-Besiedlung 35% an beliebiger Körperstelle. Der größte Teil der Patienten unterzog sich kardiochirurgischen OPs oder der Knie- und Hüftendoprothetik, Eingriffen mit einem besonderen, eingriffsspezifischen Risiko für eine SSI mit S. aureus.
Aufgrund der vorliegenden Datenbasis mit einer S. aureus-Besiedelungsprävalenz von über 30% erscheint die Durchführung eines generellen prophylaktischen Kurzzeitregimes zur Keimreduktion ohne Screening bei Eingriffen mit einem höheren Risiko für eine SSI mit S. aureus oder besonderem eingriffsspezifischen Risiko als Routinemaßnahme sinnvoll. Die Dekolonisationsmaßnahmen könnten spätestens am OP-Vorabend begonnen und bis zum primären Wundverschluss fortgeführt werden.
Publication History
Article published online:
04 June 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Prävention postoperativer Wundinfektionen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61: 448-473